Am Wert der Kunst scheiden sich die Geister. Museal präsentiert, verfügt sie über den Ruf öffentlichen (Kultur-)Guts und wird deshalb vom Publikum bestaunt und - insbesondere - akzeptiert. Auf dem Kunstmarkt werden die Werke währenddessen der Nachfrage entsprechend als reine Ware gehandelt: Von Messe zu Messe, vom einen Ankauf zum nächsten Verkauf steigt ihr Preis. Tauschhandel zählt zu den Grundprinzipien eines tachogenen Kreislaufes der Kunst: Was der Sammler endlich wieder abstoßen will, makelt der Galerist zu den besten finanziellen Bedingungen. Und der Künstler? Irgendwann, bevor das Bild, die Skulptur, die Installation in das komplizierte Räderwerk der Warenwelt eingetreten ist, hat der eigentliche Produzent einmal den Preis taxiert. Doch selbst dieser ursprüngliche Gegenwert für ein gedankliches Konzept, das im künstlerischen Arbeiten in allen nur denkbaren Materialien - auch vergänglichen - fixiert wird, läßt sich schwerlich an objektiven Kriterien festmachen.

"Wertzeichen" lautet deshalb so ironisch wie ernstgemeint der Untertitel zum Projekt "Real Momentum". Was wie ein Gütesiegel klingt, tatsächlich aber schlicht als Synonym für Postmarke steht, bezeichnet einen Begriff, der innerhalb der Kunst quasi wertlos ist: Selbst die besten Ideen sind kommerziell nicht zu verwerten, solange sie im flüchtigen Raum siedeln; nach ihrer Verfestigung im Kunstwerk existiert jedoch nirgends ein passables Preisbarometer. So kreist das Thema zweier geplanter Ausstellungen, von denen eine ab dem 8. Oktober mit einer Schau in arting, Köln, die andere Ende Oktober mit "Kleinkunstwerken" in der Automatengalerie in Zürich beginnt, um die abstrakten Dimensionen eines möglichen Kunst-"Wertzeichens". Wobei die Züricher Aktion, die Kunst in ehemaligen Blumen- und Süßigkeiten-Automaten feilhält, den Untertitel jener Aktion geradezu verkehrt: Höchstens 10 Franken darf hier ein Beitrag kosten - ein Preis, der für gewöhnlich nicht einmal die Unkosten deckt. Inhaltlich schließlich wird es um die "Real Momenta" künstlerischen Arbeitens gehen; um den Prozeß der Visualisierung, bei dem geistige Energien in physikalische Massen überführt und an ein künstlerisches Medium gebunden werden. Zentraler Aspekt beider arting-Projekte ist dabei der Impuls, der die Bewegung vom abstrakten Gedanken hin zum konkreten Objekt lenkt. Gleichsam ist es auch Synonym für den ständigen Prozeß durch den arting sich mit seinem Programm selbst vertritt. Wobei die Absicht, diese fließenden Energien der einzelnen Beiträge für den Betrachter quasi dingfest zu machen, mindestens so widersprüchlich wie ein Wertzeichen für Kunstwerke und eben darum ideales Thema einer konstruktiven künstlerischen Auseinandersetzung ist. Es bietet sich hierbei an, die Thematik im gesellschaftlichen, sozialkritischen Kontext zu reflektieren.

Christiane Meixner

Hans-Jörg Tauchert über den Wert von Kunst

The valuation of art is in the quest of many minds. Museum presentation in the name of public culture/property is highly esteemed and readily accepted. Works of art are traded at the market like pure commodities: the sales and re-sales from art fair to art fair raise its price. Exchange is one of the fundamental principles of a continuing cycle of art: what the art collectors finally release will be marketed by the gallerist on the best financial conditions. What about the artist? Somewhere before the painting, sculpture or installation is making its entry into the complicated machinery of the economy, its price is set by the producer.

But even if these original material concepts of value, founded in art works consisting of many possible materials - even organic - can be valued, it is difficult to connect them with an objective criterium. "Wertzeichen" (value indicator) as the subtitle to the project "Real Momentum" therefore sounds ironic as well as serious. What sounds like "trademark" in the German language actually is used as an exact synonym for postal fee indication so it refers to an idea that is inherently worthless in art.

Even the best ideas cannot be commercially assessed in a non defined space as long as no convenient price barometer for artworks is agreed upon. Thus revolves the theme of two planned exhibitions. One show will take place on 8 October in arting, Cologne. The other show deals with the abstract dimensions of the possible value indications in art with small artworks in the "Automatengalerie" Zürich, at the end of October. It supports the subtitle Wertzeichen; pieces of art are offered in a former flower and sweet selling automat for a maximum of 10 Swiss francs each -a price that will normally not even cover the costs of production.

The concept of "Real Momenta" is the process of mental energy being transferred into physical mass, visualised and bound within an artistic medium.

A central aspect of both arting projects is the impulse of the movement from abstract thoughts to concrete object. At the same time these shows are synonymous for the continuing process represented in the programmes of arting itself. The intention is to present the flowing energy of the individual contribution as a reality to the observer, which is at least as contradictory as a value indication for art and thus an ideal theme for a constructive discussion in art. The opportunity is created to reflect on the theme from an engaged and social-critical context.

Translation of a text by Christiane Meixner